Es liegt was in der Luft
10 Fragen an Anaïs Senli


Wie bist du zur Kunst gekommen?
Schon als ich noch ganz klein war hat mir meine Mutter, eine Kunstlehrerin, riesige Papierbahnen zum Malen gegeben und mich mit vielen Techniken vertraut gemacht. Irgendwie habe ich mich der Kunst und ihren Ausdrucksformen immer auf besondere Weise verbunden gefühlt. Und nach der Schule beschloss ich dann, in Barcelona Kunst zu studieren.
Wie würdest du Barcelona beschreiben?
Eine Stadt, in der ich mich immer zu Hause fühle - auch wenn ich dort schon seit Jahren nicht mehr lebe.
Seit wann bis du professionelle Künstlerin?
Ich war mir immer darüber klar, dass ich als Künstlerin arbeiten will, egal wie leicht oder schwierig es sein würde. Nach dem Studienabschluss gewann ich dann ein paar Preise, aber ich glaube, dass man vor allem von der Kunst begeistert sein muss. Es ist eine Frage der Berufung und der Leidenschaft!
Was ist Kunst für dich?
Ein Werkzeug zum Nachdenken. Und wenn Kunst zum Nachdenken anregt, funktioniert sie.
In welchem Werk erkennst du dich am besten wieder?
Das schwankt. An jedem meiner Werke gibt es Dinge, die mir gut gefallen und andere, die ich weniger mag. Eine Zeit lang erkenne ich mich in einem bestimmten Stück wieder, dann identifiziere ich mich wieder eher mit einem anderen.


Malerin, Fotografin, Zeichnerin: als was würdest du dich selbst bezeichnen?
Als Künstlerin. Ich glaube nicht an eine solche Aufteilung. Ich richte mich bei der Wahl des Mediums immer nach dem Projekt oder nach dem, was mich in dem Moment interessiert.
Hast du ein Glücksrezept?
Immer Spaß zu haben an dem, was ich mache.
Was hat dich an dem Projekt für Motel One gereizt?
Normalerweise wird ein Werk ausgestellt und nach einer bestimmten Zeit wieder abgenommen. Diesmal sollte es dauerhaft bleiben, das war neu für mich! Mir gefällt auch, dass „Peya" in der Lobby ausgestellt ist und als öffentliche Kunst dient. Es sehen nicht nur die Gäste, sondern auch Menschen, die am Hotel vorbeigehen oder kommen, um einen Kaffee zu trinken.
Wie bist du bei der Arbeit an der Installation vorgegangen?
Die Installation ist so etwas wie eine dreidimensionale Zeichnung und ich habe jedes Stück Papier selbst ausgeschnitten. Ich wollte alles von Hand machen, denn in unserer digitalen Welt werden einzelne Arbeitsschritte oft in nur wenigen Sekunden erledigt. Es war interessant auf diese Weise das Verstreichen der Zeit so intensiv zu erleben.
Was möchtest du mit dem Werk ausdrücken?
In „Peya" nehme ich Bezug auf die Denkerin Donna Haraway, die der Meinung ist, dass wir in Zeiten des Klimawandels die Beziehung zu unserer Umwelt neu definieren müssen. Ihre Sprache ist reich an Metaphern aus der Tier- und Pflanzenwelt und sie spricht viel von Verzweigungen und Verknüpfungen. Auch Waldexperte Peter Wohlleben hat mich inspiriert, mit Studien, nach denen Bäume über ihre Wurzeln miteinander kommunizieren und eine Art Netzwerk bilden. All das kommt in der Installation zum Ausdruck.