Hoch die Gläser
10 Fragen an Roos Kalff


Wodurch zeichnet sich gutes Design aus?
Im Rückblick wirkt gutes Design wie das Produkt von ausschließlich logischen und einleuchtenden Entscheidungen. In der Konzeptions- und Entwicklungsphase sieht das natürlich ganz anders aus.
Folgst du einem bestimmten Gestaltungsprinzip?
Nein, eigentlich nicht. Ich versuche einfach, meinem Instinkt zu vertrauen. Was nicht passt, lässt sich nicht erzwingen.
Wo stöberst du die vielen unterschiedlichen Gläser für deine Arbeiten auf?
Die finde ich in Trödelläden und auf Antiquitäten-Auktionen auf der ganzen Welt. Ich halte immer die Augen auf nach besonderen Stücken, die für ihre Besitzer keine Bedeutung haben, mich jedoch zu etwas Neuem inspirieren.
Mit welchem Material würdest du arbeiten, wenn nicht Glas dein Medium wäre?
Ich arbeite gern mit verschiedenen Materialien. Neben Glas sind es Porzellan, Holz und Silikongummi. Ich lasse mich gerne von den Materialien zum Design führen. Ein und dieselbe Idee, mit unterschiedlichen Materialien ausgeführt, kann völlig verschiedene Produkte ergeben. Die Reliefstruktur des Silikon-Tischtuchs, das ich für Droog Design und das Rijksmuseum in Amsterdam entworfen habe, lässt es wie Damast aussehen. Diese Wirkung wird durch die Materialeigenschaften des Silikons erzeugt.
Deine Arbeiten sind auch ein Spiel mit der Zeit. Welche Bedeutung hat „Zeit“ für dich?
Meine Arbeiten passen „zwischen die Zeiten“ – mir gefällt es, dass sie sich zeitlich und auch sonst nicht leicht einordnen lassen. Ich verwende altes Glas, dem ich jedoch eine neue Form und Funktion gebe. In gewisser Weise schlägt mein Design eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
"Meine Designformel: Ich vertraue auf meine Intuition!"
Roos Kalff


Welche historische Persönlichkeit beeinflusst dich?
Ich lasse mich gern durch Maler und andere Künstler inspirieren. Die Funktionalität ist nur ein Aspekt meiner Stücke, den ich manchmal sogar ganz außer Acht lasse. Wenn ich ein Vorbild nennen müsste, dann wäre das Francis Bacon, den ich sehr bewundere.
Welche zeitgenössische Person?
Ich liebe die Arbeiten von Antonio Marras und seinen Laden in Mailand, den ich letztes Jahr entdeckte, als ich beim Salon del Mobile war. Seine Kollektionen und Objekte zeigen eine wirklich beeindruckende Liebe zum Detail, die mich sehr inspiriert. Außerdem bin ich ein großer Fan von Vincenzo de Cotiis. Seine Designs gehen ebenfalls über das Funktionale hinaus und können als eigenständige Kunstwerke betrachtet werden.
Was ist dein größter Traum?
Dass meine Arbeiten in 150 Jahren jemanden dazu inspirieren, etwas zu schaffen, das in seine bzw. ihre Zeit passt.
Was war das schönste Kompliment für deine Arbeit?
Als ich beim Mailänder Salone del Mobile meine „Droplets“ präsentierte, wurde ich oft gefragt, ob ich Murano-Glas darin verarbeite. Das war ein tolles Kompliment, besonders an diesem Ort.
Was ist deine Geheimformel?
Bei der Arbeit an meinen Designs vertraue ich auf meine Intuition und versuche, offen zu bleiben.