Evalie Wagner x Motel One München-Hautpbahnhof


Wie lautet der Titel deines Kunstwerks?
Lucid Garden, eine zweiteilige Arbeit, die einen Zwischenraum zwischen Historie und Imagination eröffnet. Inspiriert vom verlorenen Wintergarten Ludwigs II. entfalten sich in der Installation und den Collagen traumhafte Szenerien zu einem metaphorischen Diorama – eine visuelle Séance, in der sich Historie, Natur und Mythos atmosphärisch verdichten.
Was sind die zentralen Elemente, und welche Botschaft oder Emotion möchtest du damit vermitteln?
Ausgangspunkt für die Installation und die Collagen war ein historischer Holzschnitt des Wintergartens auf dem Dach der Residenz, den ich in einem Antiquariat fand. Dieses künstlich geschaffene Paradies des exzentrischen Monarchen wurde kurz nach seinem Tod abgerissen. Dort sammelte er exotische Pflanzen und schuf illusionistische Szenerien. Digital künstlerisch überarbeitet, setzte ich den Holzschnitt als Tapetenwand hinter der Rezeption um. Darauf sind teils bedruckte, dichroitische Glasscheiben montiert, die das Bild je nach Blickwinkel subtil brechen und spiegeln – eine traumwandlerische Annäherung an den verlorenen Garten samt seiner auratischen Ferne.
Gegenüber fügt sich eine Serie von Collagen ein, die Motive der Tapete mit weiteren Bildern verschneiden. Aus Found-Footage-Material des frühen 20. Jahrhunderts komponiere ich avantgardistische Silhouetten, botanische Elemente wie Seerosen, Palmblätter, Maiglöckchen und Agaven sowie mythologische Fragmente zu spielerischen Allegorien, die auf die phantastische Gartenwelt Ludwigs Bezug nehmen.
Was hat dich inspiriert, dieses Kunstwerk zu schaffen?
In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit Gärten, Pflanzen und deren kulturhistorischen Kontexten. Während eines Projekts im Botanischen Garten München-Nymphenburg stieß ich auf einen alten Zeitungsausschnitt über den verlorenen Wintergarten auf der Residenz – ein künstlich geschaffenes Paradies, das mitten im urbanen Raum eine fremde, exotische Welt inszenierte. Diese Konstruktion von Natur und Ferne, die zugleich real und imaginär ist, hat mich tief fasziniert. Gerade in einem Hotel, das Reisende aus aller Welt empfängt, erschien mir die Idee reizvoll, diesen verlorenen Garten neu zu erzählen und eine poetische Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart zu schlagen.
Welche Materialien und Techniken verwendest du?
Für Lucid Garden setzte ich authentische Materialien ein, die eine sinnliche und physische Präsenz besitzen: Tapete
als Bildträger, glänzendes und mattes Papier für die Collagen sowie dichroitisches Glas, das Licht in wechselnden
Farben bricht und reflektiert und so die Oberflächen in ein lebendiges Wechselspiel bringt.
Gerade in einem Hotel, das Reisende aus aller Welt empfängt, erschien mir die Idee reizvoll, diesen verlorenen Garten neu zu erzählen und eine poetische Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart zu schlagen.
.


.


.


Welche Herausforderungen gab es bei Entstehung des Kunstwerks?
Gewohnt arbeite ich in hellen Räumen mit subtilen Details – hier jedoch dominierten tiefes Schwarz und kräftige Kontraste, eine ungewohnte Herausforderung. Die Kunst so zu integrieren, dass sie sich zugleich einfügt und eigenständig wirkt… Statt an Kraft zuzulegen, strebte ich eine Balance aus Leichtigkeit und spielerischer Eleganz an – einen Klartraum zwischen Präsenz und Imagination.
Was hat dich dazu bewegt, an diesem Projekt teilzunehmen?
Ich habe mich sehr über eure Anfrage gefreut, da ich gerne mit Architektur, Interior und entstehenden Räumen arbeite. Das vorgegebene Thema Ludwigs II. mit seinen Gartenwelten bot einen inspirierenden und klaren Startpunkt für die Umsetzung. Ich mag es, ausführlich zu recherchieren, und begab mich auf die Suche nach historischen Aufnahmen und Dokumenten, um herauszufinden, welche Pflanzen, Formen und Farben ich für die Umsetzung wähle.
Inwiefern spiegelt dein Werk die Atmosphäre, den Stil des Standorts wider?
Lucid Garden geht mit der lebendigen Atmosphäre von Motel One in einen Dialog – ausgefallenes Design, schillernde Farben und allegorische Verspieltheit. Diese Mischung hätte auch König Ludwig gefallen, einem wahren Traumwandler, der nächtliche Streifzüge unternahm und seine Liebe zu exotischen Pflanzen sowie überbordendem Interior wahrlich auslebte.






