Kaum eine österreichische Metropole jongliert so selbstverständlich mit Moderne und Tradition wie Graz. Gekonnt verbindet sie puristische Architektur mit historischem Charme.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Zeitreise ins 13. Jahrhundert? Nichts leichter als das, der Uhrturm dreht die Zeit um ein Jahrhundert zurück. Doch Vorsicht: Ein Blick auf das Ziffernblatt des Grazer Wahrzeichens kann Verwirrung stiften. Der Grund: Der extreme Größenunterschied zwischen Stunden- und Minutenzeiger sorgt schnell für erstaunte Blicke. Ein weiteres historisches Schmuckstück ist Schloss Eggenberg. Seit 1625 prägt das barocke Bauwerk das Grazer Stadtbild. Inzwischen gilt es sogar als die größte und bedeutendste Schlossanlage der Steiermark. Weiter geht es zum Glockenspielplatz. Hier gibt sich dreimal täglich ein in Tracht gekleidetes Pärchen die Ehre. Seit 1905 tanzen die bunten Figuren hoch über dem Platz zu stimmungsvollen Melodien – von traditionell österreichischer Alpenmusik über moderne Kompositionen bis hin zu Weihnachtsliedern. Die Idee hinter dem Glockenspiel ist aber nicht nur reine Unterhaltung. Lange Zeit diente es auch als Marketing-Gag. Denn mit der kleinen Tanzeinlage wollte der geschäftstüchtige Spirituosenhersteller Gottfried Maurer kaufkräftige Kund*innen in seinen Laden auf dem ehemaligen Fliegelplatz locken.     

Genug Geschichtskunde, jetzt wird es Zeit für einen Streifzug durch das moderne Graz. Nur einen kurzen Fußmarsch von der historischen Altstadt entfernt heißt dich das Kunsthaus Graz willkommen. Schon von Weitem sticht das puristische Wahrzeichen der Stadt ins Auge. Kein Wunder, schließlich hebt sich das leuchtend blaue Bauwerk deutlich von den traditionellen roten Ziegeldächern ab. So hat es sich seinen liebevollen Spitznamen „Friendly Alien“ redlich verdient. Seit 2003 präsentiert das Museum für zeitgenössische Kunst die größten Meilensteine der letzten vier Jahrzehnte.
Lust auf ein architektonisches Kunstwerk mitten im Grünen? Dann lohnt sich ein Besuch der Murinsel. Die 47 Meter lange Stahlkonstruktion verspricht nicht zu viel. Mitten auf der Mur hat sie es sich bequem gemacht. Nicht aber nur bei der Lage, auch beim Design hat sich der US-amerikanische Künstler Vito Acconci etwas einfallen lassen. Die organische Silhouette mit dem gewölbten Glasdach erinnert bewusst an die sinnliche Form einer Muschel. Nicht umsonst gilt das moderne Glas-Stahl-Bauwerk seit 2003 als beliebter Austragungsort von Konzerten, Theatern und Ausstellungen.